Man kann einen Finger oder ein Bein verlieren und fast wie bisher weiterleben. Aber ohne Gesicht geht es nicht.
Bei einem Experiment wird das Gesicht eines Wissenschaftlers entstellt. Seine Narben versteckt er unter einem Verband. Er fühlt die Blicke der Menschen um sich herum, fühlt sich ausgeschlossen aus dem richtigen Leben. Auch die Beziehung zu seiner Frau verschlechtert sich zunehmend.
Nach langem Grübeln über seine Situation, die Bedeutung von Gesichtern und das Wesen von Masken zieht er sich zurück und stellt eine Maske für sein Gesicht her, die in ihrer Elastizität und Detailtreue fast einer zweiten Haut gleicht.
Doch statt dass er durch die Maske wieder Verbindung zu seiner alten Welt aufnimmt, macht sich die Maske selbständig. Der Wissenschaftler bildet zwei Identitäten heraus, die in Konflikt miteinander kommen, als die Maske seine Frau zum Ehebruch verführt.
Der Roman enthält vielmehr Reflexionen als eigentliche Handlung. In drei Notizbüchern schreibt der Wissenschaftler seine intimen Gedanken nieder, immer adressiert an ein Du. Erst zum Schluss wird richtig deutlich, was die Ausgangslage des Romans war und wer mit diesem Du gemeint ist. Die Notizbücher übernehmen auf einmal die Aufgabe, an der der Wissenschaftler immer wieder scheitert: Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen.
Fazit
Feinfühlig und mit psychologischer Tiefe analysiert Abe den Wert des Gesichts und seine Rolle bei der Ausbildung von Identität.Verfasst am 14. Februar 2012 von Friederike Krempin
Tags: Behinderung, Identitätssuche, Isolation, Kobo Abe, körperliche Entstellung