Ein pensionierter Marineoffizier erkrankt an Krebs, aber seine Familie verschweigt ihm die tödliche Krankheit. Seinen schweren Weg bis zum Tod zeichnet Abe in diesem bedrückenden Roman nach.
Aus der Sicht des jüngsten Sohnes Teisuke wird der Krankheitsverlauf des Alten geschildert. Dabei bleibt immer ein gewisser Abstand zwischen Vater und Sohn: Die Pflege übernehmen die Frauen, Teisuke hält sich so weit wie möglich zurück. Auch Trauer oder Verzweiflung über den baldigen Tod scheint er nicht zu spüren. Vielleicht liegt das auch daran, dass die ganze Familie dem Vater vorspielt, er würde wieder gesund werden – bis alle wirklich daran glauben.
Mit der Zeit wird aber immer deutlicher, dass dahinter auch noch ein gestörtes Verhältnis zum Vater steckt, der in der Vergangenheit ein Alkoholproblem hatte und seine eigene Familie nicht gut behandelt hat, besonders nicht seinen behinderten Sohn, der inzwischen verstorben ist.
Insgesamt schwankt Teisuke zwischen Mitleid für den kranken Vater und Abneigung seinem herrischen Verhalten gegenüber, der seine Unzufriedenheit darüber, dass er nach dem Zweiten Weltkrieg in der zivilen Gesellschaft nicht wieder Fuß fassen konnte, an seiner Familie ausgelassen hat.
Abes Roman stellt damit die interessante Frage, inwiefern man einen Menschen, der sich zu Lebzeiten rücksichtslos benommen hat, auf seinem letzten Weg Respekt erweisen sollte.
Fazit
Ein Familientyrann stirbt - und die Familie steht zwischen Mitleid für sein glückloses Leben und Wut über sein herrisches Benehmen.Verfasst am 18. September 2011 von Friederike Krempin
Tags: Generationenkonflikt, Krankheit, Krebs, Umgang mit dem Tod