Die Reise nach Amanon

Die Reise nach Amanon



アマノン国往還記

Die ganze Erde wird vom Monokamismus, einer monotheistischen, Religion beherrscht. Nur die kleine Insel Amanon hat sich vollkommen abgeschottet. Der Missionar P. wird deshalb auf eine Missionsreise nach Amanon geschickt, um die Amanonier ins monokamische Reich einzugliedern.

Da schon seit mehreren Jahrhunderten kein Kontakt mehr zwischen Amanon und Monokamien besteht, ist P.´s Wissen über die amanonische Kultur vollkommen veraltet. Erst nach einiger Zeit merkt er, dass Amanon ausschlie√ülich von Frauen bewohnt zu sein scheint – Männer treten nur als Kastraten auf oder wohnen in sogenannten staatlichen Samenbanken als Samenspender.

In Amanon scheint die Welt auf den Kopf gestellt: Frauen übernehmen nicht nur die Ämter der Männer, sie verzichten ganz auf sie. Heterosexueller Geschlechtsverkehr gilt als pervers, stattdessen vergnügen sich reiche Amanonierinnen mit jungen Mädchen. Auch bei der Ausdruckweise scheint einiges vertauscht: Während es in der Oberschicht zum guten Ton gehört, schnodderig und unverbindlich zu sprechen, gibt es eine höfliche und gewählte Ausdrucksweise nur noch in der Unterschicht.

Je länger P. sich in Amanon aufhält, desto unwichtiger wird ihm sein eigentliches Missionsziel. Unkontrolliert und fern von seiner Heimat beschließt er, eine „He-Rovolution“ zu starten und das sexuelle Verlangen der amanonischen Frauen wiederzuerwecken.

Die erotischen Szenen, die nun folgen – P. ist nun fast jede Nacht zu Gast bei einer anderen Frau – sind wie aus einem billigen Erotikroman abgeschrieben. Sie demaskieren und karrikieren P.`s egostisches Ziel (mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen) das er unter dem Deckmantel der Religion erreicht.

In ihrem Roman entwirft Yumiko Kurahashi, die in Japan als Feministin gilt, die Utopie einer reinen Frauengesellschaft. Auf ironische Weise zeigt sie am Beispiel von Amanon, das übrigens einige Parallelen zu Japan aufweist (die Hauptstadt heißt Tokiyo, die Amanonier verehren mehrere Religionen, z.B. den Sintoismus und Buddhaismus), dass auch eine rein von Frauen beherrschte Welt nicht perfekt sein kann – gleichzeitig aber auch m√§nnliche Selbstherrlichkeit in einer Katastrophe enden kann.

Fazit

Eine Mischung aus Dystopie und Parodie auf die japanische (Pop-)Kultur. Kann es gutgehen, wenn Frauen die Herrschaft übernehmen?

Verfasst am 26. März 2010 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 22. August 2019

Artikel im Blog

Zufällig ausgewählt: In Büchern stöbern

ランダムに選択しました

Auf der Suche nach einer fernen Stimme
Wurst trifft Sushi
Tokio Vice
Literarischer Streifzug durch Kanazawa
Völlig losgelöst. Wie Karaoke die Welt eroberte
Shinigami Games

Die neuesten Rezensionen

Völlig losgelöst. Wie Karaoke die Welt eroberte
Völlig losgelöst. Wie Karaoke die Welt eroberte 17. Februar 2025
Leichter Schwindel
Leichter Schwindel 10. Februar 2025
Das verborgene Leben der Farben
Das verborgene Leben der Farben 5. Februar 2025
Die Gabe
Die Gabe 29. Januar 2025
Dein falsches Herz
Dein falsches Herz 27. Januar 2025
Das Archiv der Herzschläge
Das Archiv der Herzschläge 23. Januar 2025
Literatur direkt aus Japan Literatur direkt aus Japan

Hier erfährst du mehr über Bücher, die es bisher nur in Japan gibt.

Bücher kaufen Wo kann ich japanische Bücher kaufen?

Ein kleiner Guide für Einsteiger

Zeitstrahl Zeitleiste

Suche dir Bücher aus nach der Zeit, in der sie spielen.

Neuerscheinungen Neuerscheinungen

Alle Neuerscheinungen für im Überblick.