Jeder, der ernsthaft Japanisch lernt, steht früher oder später vor der Aufgabe, sich die knapp 2000 Jôyô-Kanji einzuprägen. Dieses Buch begleitet das Erlernen der Kanji mit der sogenannten Heisig-Methode, bei der man Kanji nicht einfach auswendig lernt, sondern die Merkleistung durch Zuordnung der Kanji zu Geschichten und Bildern gesteigert werden soll.
Die Methode an sich ist ganz einfach, weshalb das Buch gerade bei Sprachnanfängern am zu Beginn enthusiastisch gelobt wird: Die fremden Kanjizeichen, die für uns zunächst aus einem Gewirr von Strichen zu bestehen scheinen und deshalb nur schwer erinnert werden können, werden in ihre Einzelteile aufgespalten. Jedes Zeichen wird zunächst mit einem deutschen Wort verknüpft (die japanische Lesung erlernt man erst im zweiten Band).
Um das Kanji und seine deutsche Bedeutung nun zu behalten, wird es mit einer Geschichte verknüpft: 旧 besteht aus dem Zeichen für Tag (rechts) und einem Krückstock links: da der Tag einen Krückstock braucht, ist er also alt, sodass man sich über diese Eselsbrücke die Bedeutung „alte Zeiten“ merken kann.
Auch wenn die Methode also relativ simpel ist, ist das Lernen trotz allem – genau wie beim stumpfen Auswendiglernen der Kanji – harte Arbeit. Mit welcher Methode man den größten Lernerfolg erzielt, wird immer noch diskutiert und kann an dieser Stelle auch nicht bestimmt werden. Es bleibt also jedem selbst überlassen, die Methode auszuprobieren und zu entscheiden, ob sie sich für ihn eignet. Als kleine Entscheidungshilfe sind hier einige Pro- und Contraargumente aufgelistet:
Vorteile
- der erste Einstieg in die Kanji geht mit der Methode ziemlich schnell, die Angst vor den fremden Zeichen verschwindet
- die einzelnen Lektionen bauen logisch aufeinander auf, sodass man sich von einfachen Kanjis ausgehend später die komplexen Kanjis erschließen kann
- das Buch gibt eine gute Anleitung zum Lernen und eine Gliederung des Stoffes in Portionen – um Lernerfolge zu erzielen, muss diese Anleitung aber strikt befolgt werden
- es gibt nicht nur eine Anleitung zum Lernen, sondern auch zum Wiederholen (und zum Anlegen von Karteikarten)
Nachteile
- zu den Kanji werden teilweise sehr umständliche Geschichten erfunden: man muss so quasi doppelt lernen – Kanjis und Geschichten
- die Lernleistung, die diese Geschichten erfordern, machen das Lernen ab einer bestimmten Menge von Kanji mühsam – die Kanji durch Auswendiglernen und ständige Anwendung (zum Beispiel im Japanischunterricht) zu lernen, geht da schneller
- man lernt zunächst nur die Bedeutung, aber nicht die japanische Lesung; dadurch wird das Gehirn zwar entlastet, aber praktisch anwenden kann man das Gelernte, zum Beispiel beim Lesen von zusammengesetzten Kanji, nicht
- man lernt die Kanjis einzeln, aus dem Kontext heraus isoliert
Wer die Heisig-Methode ausprobieren möchte, braucht nicht zur englischen Originalausgabe greifen, denn die Deutsche Ausgabe, herausgegeben von Rauther, hat sich nicht rein an der Englischen ausgerichtet, sondern enthält – der deutschen Sprache entsprechend – teilweise andere Geschichten, die an deutsche Redewendungen etc. angepasst sind.
Die Heisig-Lernmethode wird immer noch kontrovers diskutiert. Für einige Lerntypen eignet sich sich bestimmt mehr, für andere dagegen weniger. Am besten macht sich jeder selbst ein Bild von der Methode und ob sie die richtige ist -mit einer kostenlosen, 115 Seiten (!) umfassenden Leseprobe ist das kein Problem.
Fazit
Die Heisig-Lernmethode wird noch immer kontrovers diskutiert. Ob es die richtige Lernmethode ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.Verfasst am 24. Juli 2010 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 7. Mai 2019