Asura Girl ist eines der wenigen Bücher in 2014, bei dem man sich fragen kann, warum es übersetzt wurde. Anfangs noch eine Gewaltstory um eine Teenagerin, wird das Buch schließlich so surreal, dass es kaum noch durchgängig lesbar ist.
Aiko hat ein Problem mit sich selbst. Dies versucht sie auszugleichen, indem sie wahllos mit Männern schläft – nur den, den sie wirklich will, kann sie nicht erreichen. Nach einer Party lässt sie sich mit einem Jungen ein, der einen besonders kleinen Penis haben, dafür aber besondere Techniken beherrschen soll. Im Love Hotel angekommen ist Aiko von ihm schließlich aber so enttäuscht, dass sie ihm einen Gesichtstritt verpasst und davonrennt. Am nächsten Morgen ist der Junge verschwunden, nur ein Finger wird seinen Eltern überbracht. Aikos Mitschülerinnen beginnen nun mit einer Hexenjagd auf sie, denn jeder weiß, dass Aiko am letzten Abend mit ihm zusammen war.
Bis zu diesem Punkt ist die Geschichte – wenn auch insgesamt sehr verroht und brutal – noch spannend. Wird der Mordfall aufgelöst? Wird Aiko vielleicht doch noch ihren Schwarm erreichen und hat ihre Männerjagd damit ein Ende? Otaru Maijo hat sich etwas anderes ausgedacht: Es beginnen Unruhen in der Stadt, bei der sich die Schüler verschiedener Schulen – ausgelöst durch den Mordfall – miteinander bekriegen. Auch Aiko wird lebensgefährlich verletzt und gerät ins Koma.
Ab jetzt beginnen die surrealen Geschichten: In drei verschiedenen Welten erlebt Aiko immer wieder eine Bedrohung, zugleich scheint eine Macht sie retten zu wollen. Sie steht vor der Überquerung eines Flusses in eine andere Welt, kämpft mit einem Monster in den skandinavischen Wäldern, das ihre Freunde nach und nach auffrisst und irrt durch ihre Stadt. Besonders ihre Irrfahrt durch die Stadt ist quälend, lang, genau wie ein Albtraum. Schnell wird klar, dass Aiko all dies nicht wirklich erlebt und damit kommt die Geschichte auch nicht mehr richtig voran – alles passiert nur noch in Aikos Kopf und macht wenig Sinn.
Aus künstlerische Perspektive mag all dies grundsätzlich ganz spannend gestaltet sein – praktisch macht das Lesen aber nur wenig Spaß. Asura Girl zu übersetzen ist sicher ein mutiger Schritt, ob das Buch aber viele Leser für japanische Horror Science Fiction begeistern kann, muss sich noch zeigen.
Fazit
Zeitweise sehr brutal, verstörend - und anstrengend zu lesen. Dafür absolut unkonventionell.Verfasst am 8. Februar 2015 von Friederike Krempin
Tags: Gewalt, Schule in Japan