Kann man eine Person vermissen, die man nie gekannt hat? Erst als er selbst Kinder hat, macht sich der Erzähler auf die Spurensuche nach seiner Mutter, die er im Alter von 2 Jahren verlor.
Langsam tastet sich der Erzähler, deren Biografie starke Parallelen zu der des Autors Aono aufweist, an eine Frau heran, von der er nicht mehr als ein Foto und einen Brief hat. Um ihr näherzukommen, ist er auf die Erzählungen seiner älteren Geschwister angewiesen, aber auch die haben inzwischen viel vergessen und so tastet er sich in inneren Monologen langsam an eine ihm unbekannte Frau heran, schafft ein Bild von ihr und in diesen Monologen gleichzeitig eine Identität für sich selbst.
Die Fragen des Erzählers an die Mutter verstummen immer mehr, stattdessen beginnt er, ihr seine Lebensgeschichte und seine Erlebnisse als Vater zu erzählen.
Es sind vor allem alltägliche, ganz banale Dinge, die Aono beschreibt. Sein Sohn nimmt dabei den Mittelpunkt seiner Schilderungen ein. Einfach Momente mit ihm werden zum großen Erlebnis.
Neben der Suche nach der Mutter und den Erzählungen über seinen eigenen Sohn schwingt aber noch ein weiteres Thema permanent mit. In Aonos Erzählung zeigt sich immer wieder eine Art Kulturpessimismus, eine Furcht davor, der Mensch zerstöre seine Umwelt. Dieses Thema wird immer nur kurz angerissen, beispielsweise, wenn der Ressourcenverbrauch durch das Autofahren kritisiert wird. Spannend ist aber auch Aonos Kritik an der Atomkraft. Der Protagonist, der große Angst vor einem atomaren Unfall hat, wohnt selbst in der Präfektur Fukushima – im Rückblick erscheint hier Aonos pessimistischer Ausblick leider sehr realistisch.
Fazit
Eine auf den ersten Blick ruhige, eher unscheinbare Geschichte, in der es viele verschiedene Ebenen zu entdecken gibt.Verfasst am 30. August 2012 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019