Seit gut einem Monat ist der neue Roman von Murakami mit dem langen Titel Colorless Tsukuru Tazaki and His Years of Pilgrimage (色彩を持たない多崎つくると、彼の巡礼の年) in Japan erhältlich. Auch bei mir ist die japanische Originalausgabe inzwischen eingetroffen.
Bisher ist mein erster Eindruck vom Buch noch nicht umwerfend, Allerdings habe ich aber auch erst 50 von 370 Seiten gelesen. Viel passiert auf diesen Seiten noch nicht, zunächst geht es darum, die Ausgangssituation zu erklären.
Der 36-jährige Tsukuru Tazaki ist ein eher unscheinbarer Mensch, der sich für nichts begeistern kann – außer für Bahnhöfe. Er lebt zurückgezogen in der Großstadt Tokyo und hat sich mit dieser Situation abgefunden. Doch seine neue Freundin stößt ihn auf einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit: Als er 20 Jahre alt war beendeten seine damals besten Freunde plötzlich die Freundschaft mit in, ohne ihm jemals einen Grund dafür zu nennen.
Dass bisher bei mir die große Begeisterung noch ausgeblieben ist, liegt vielleicht auch daran, dass mir einiges an der Geschichte irgendwie bekannt vorkommt: Der Weltschmerz eines Heranwachsenden scheint bisher ein wichtiges Thema im Buch – zumindest ist die Stimmung bis jetzt eher gedrückt. Solche Themen behandelt Murakami auch in Naokos Lächeln und Sputnik Sweetheart. Auch der Roman Gefährliche Geliebte, in dem ein Mann von seiner Highschoolzeit bis in die Gegenwart seine Geschichte, die von Melancholie und Einsamkeit geprägt ist, erzählt, erinnert bisher ein wenig an die Konstellation in Tsukuru Tazaki and His Years of Pilgrimage.
Doch Tazakis Hintergrund ist diesmal ein anderer, das verrät schon der Titel des Buches: In seiner Highschoolzeit ist Tazaki in einer Clique mit vier anderen Jugendlichen befreundet. Alle tragen einen Namen aus zwei japanischen Schriftzeichen, von denen jeweils eines eine Farbe enthält. So nennen sich die Teenager nach diesen Farben – Aka (rot), Shiro (Weiß), Kuro (schwarz) und Ao (blau). Nur Tsukuru bleibt im übertragenen Sinne farblos, denn seine Name enthält kein Farbkanji. Aufgrund des Buchtitels lässt sich vermuten, dass sich die Farbmetapher also als roter Faden durch das Buch zieht.
Es ist vielleicht zu viel, auf den ersten Seiten gleich ein Feuerwerk zu erwarten. Bisher scheint Murakami mit Colorless Tsukuru Tazaki and His Years of Pilgrimage (色彩を持たない多崎つくると、彼の巡礼の年) aber einen anderen Weg einzuschlagen als mit 1Q84, auch wenn dieser Weg wohl wieder recht solide ist – auch mit diesem Roman erfindet er sich nicht neu, sondern greift bekannte Motive wieder auf.