So liest man japanische Bücher
Verfasst am 28. Oktober 2010
Irgendwie ist in Japan doch alles anders. Zumindest gefühlt. Sogar die Bücher werden, so die allgemeine Vorstellung, anders- beziehungsweise falschherum gelesen. Japanliteratur.net begibt sich für euch auf Tuchfühlung mit einem japanischen Buch.
Beispiel: Murakamis Hard-Boiled Wonderland
Die erste Spezialität japanischer (Taschen-)Bücher betrifft zunächst einmal das Buch selbst. Während das Buch, das hier beispielhaft vorgestellt werden soll – Haruki Murakamis Hard-Boiled Wonderland – in Deutschland in einem Band erschienen ist, besteht es im Original aus zwei Taschenbüchern. Taschenbücher sind im Allgemeinen kleiner und dünner weshalb längere Romane, wie etwa auch Kafka am Strand oder Mister Aufziehvogel in mehreren Teilbänden erscheinen. Zweiteilige Publikationen sind deshalb oft gekennzeichnet mit 上 („oben“, 1. Teil) und 下 („unten“, 2. Teil).
Schriftbild und Leserichtung
Wie auf dem ersten Bild zu erkennen, befindet sich der Buchrücken bei japanischen Büchern immer rechts, der Buchschnitt links. Dementsprechend ist dort „vorne“, wo bei uns „hinten“. Man blättert das Buch also quasi von hinten nach vorne durch. Dass man dabei aber rückwärts liest, stimmt nicht so ganz. Denn üblicherweise werden japanische Schriftzeichen, wie auf dem oberen Bild zu erkennen, von oben nach unten geschrieben. Man liest also Spalte für Spalte, beginnt rechts oben und endet links unten. Wird ein japanischer Text übrigens, wie zum Beispiel im Internet, vertikal dargestellt, liest man ihn auch von links nach rechts.
Zuletzt noch eine kleine Anmerkung zum Schriftbild: Jedes Schriftzeichen steht in einem Quadrat, das immer genau gleich ist. Auch Punkte, Kommas und Klammern bekommen jeweils ein eigenes Kästchen für sich. So entsteht ein sehr ordentlich und ausgewogen wirkendes Schriftbild.