In der Kategorie Japanische Bücher stelle ich euch Bücher aus Japan vor, die sich durch eine besonders schöne Gestaltung oder Story auszeichnen, deren Übersetzung aber unwahrscheinlich ist. Bei Ayakashi Fantasia trifft gleich beides zu: mysteriöse Geschichten treffen auf liebevolle Illustrationen.
Eine kleine, mysteriöse Stadt
Das Buch, das für Kinder geschrieben ist und sich deshalb wegen seiner einfachen Sprache und der wenigen Kanji auch für Japanischlernende als Lektüre eignet, erzählt neun mysteriöse Geschichten, die sich alle in einer kleinen Stadt ereignen. Der Erzähler bleibt jedes Mal der gleiche, was zunächst aber gar nicht auffällt, da die Geschichten wie abgeschlossene Kurzgeschichten wirken.
Kirschblüten und japanische Mythen
Ein Thema zieht sich allerdings durch das ganze Buch und wird in drei Geschichten aufgegriffen: Es ist der Fuchs auf dem Cover, der sich zur Kirschblütenzeit in eine Frau verwandelt und Spaziergänger, die sich die Kirschbäume ansehen wollen, verzaubert. Wer Bücher wie die Fuchsfrau gelesen hat weiß, dass Füchsen in japanischen Mythen Zauberkräfte zugeschrieben werden, mit denen sie als schöne Frau verwandelt insbesondere Männern den Kopf verdrehen. Der geheimnisvolle Fuchsgeist im Schatten der Kirschblüten ist also ein nahezu perfekt umgesetzt japanisches Stereotyp.
Geistergeschichten
In den übrigen Geschichten kommen vor allem Geister vor. Diese Geister tauchen plötzlich auf und verschwinden dann wieder. Warum sie auftauchen wird meist nicht erklärt. Vielmehr geht es in den Erzählungen um den mysteriösen Moment selbst, den der Erzähler erlebt, zum Beispiel, wenn er ein Geschäft betritt, in dem von außen ein Mann zu sehen war, der beim Betreten plötzlich verschwunden ist.
Kleine Details lockern den Text auf. Illustration (c) Michiyo Morita / Rironsha
Liebevoll gestaltetes Inhaltsverzeichnis. Illustration (c) Michiyo Morita / Rironsha
Besonders gut gefallen hat mir die Geschichte über eine alte Gingko-Baum auf dem Universitätsgelände. Es geht die Geschichte um, dass sich dieser Baum nicht Fällen lässt, da er verflucht ist. Doch der Baum wurde von der Universität bis heute bewahrt, da er im Zweiten Weltkrieg der Baum war, an die Studenten ihre Verabschiedungszeremonie durchführten, bevor sie in den Krieg gingen. In jeder Vollmondnacht kann man die Gestalten der im Krieg gefallenen Studenten vor dem Baum sehen – allerdings findet dies nur der Erzähler für sich heraus.
Weiterführende Links
- OAG Notizen: Fuchs und Fuchsglaube in Japan (Ulrich Pauly)
- Das Buch beim Rironsha-Verlag
- Weitere Bücher, die Michiyo Morita illustriert hat