Depressionen, Drogenabhängigkeit und Selbstmord. Alle diese Themen waren Bestandteil von Osamu Dazais Leben selbst. In „No longer Human“ verarbeitet er sie.
Ein Schriftsteller enthält von einer Freundin die Notizbücher eines jungen Mannes. Zwar ist es nichts neues, dass Freunde ihm „interessantes“ Material geben, das er für seine Romane verwenden soll, diese Notizbücher faszinieren ihn aber, denn ihnen liegen drei Fotos bei, die einen Mann zeigen, der sehr unheimlich wirkt:
„And yet somehow it is not the smile of a human being: it utterly lacks substance“. (15)*
Gerahmt durch diese Beschreibung, die noch mehr Distanz zum Protagonisten Yozo aufbaut, werden seine drei Notizbücher präsentiert (auch Abe arbeitet übrigens mit diesem Konzept der drei Notizbücher und bearbeitet das Thema Identität und die Unfähigkeit, Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen).
Yozo beginnt seine Aufzeichnungen mit Episoden aus seiner Kindheit. Er selbst fühlt sich schon als Kind außerhalb von Familie und Gesellschaft, kann sich nicht in andere hineinversetzen und ist selbst zugleich zu befangen, um seine Wünsche zu äußern. Um dies zu kompensieren und seine Ängste zu verbergen, wird er zum Clown. Gerade dieser widersprüchliche Charakter übt auf Frauen eine große Anziehungskraft aus. Und so hat Yozo, der eigentlich nichts mit Menschen anfangen kann, viele Frauen, die bereit sind, alles für ihn zu tun.
Trotz seiner besonderen Bedeutung in Japan sind die bisher übersetzten Romane Dazais (darunter auch „Gezeichnet“ als deutsche Ausgabe von „No Longer Human“) nur noch schwer zu bekommen. „No Longer Human“, das als eines der besten Werke Osamu Dazais gilt, bietet einen guten Einstieg: Gerade weil der Roman Fiktion ist, zugleich aber viele autobiografische Elemente enthält, bietet er die Möglichkeit, einem nicht nur bekannten japanischen Autor, sondern vor allem auch einer hochinteressanten, zerrissenen Persönlichkeit auf die Spur zu kommen.
Weiterführende Links:
- Dreiteilige Umsetzung als Manga (in englisch)
- Japanischer Originaltext (gemeinfreie Ausgabe)
- Trailer der japanischen Verfilmung (2009)
Fazit
Gezeichnet ist durch und durch düster, hoffnungslos und schwermütig. Aber das macht diesen Roman so faszinierend.Verfasst am 27. Dezember 2013 von Friederike Krempin
Tags: Einsamkeit, Osamu Dazai, Selbstmord