Naokos Lächeln – der Film
Verfasst am 8. Januar 2013
Naokos Lächeln ist ein herrlich melancholisches Buch, das mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückgelassen hat. Der Kinofilm dagegen erzeugte in mir ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
Es sind schöne Bilder, die der Trần Anh Hùng zaubert. Bilder von der Natur, vom Wald und von einer saftigen Graswiese. Passend zum japanischen Originaltitel des Romans: Norwegian Wood (ノルウェイの森). Auch die Geschichte orientiert sich eng an der des Buches:
Wie jeder Film nimmt aber natürlich auch dieser Kürzungen vor. Diese gehen so weit, dass die Geschichte für Zuschauer, die das Buch nicht kennen, für meine Begriffe etwas zu schnell voranschreitet. Tôru kommt Naoko und später auch Midori einfach zu schnell näher. Besonders auffällig ist auch die Schlussszene, in der Tôru mit einer Frau schläft. Um diese Szene genau verstehen zu können, muss man eigentlich mehr über Tôrus Beziehung zu dieser Frau und ihre Hintergrundgeschichte wissen. Beides wird im Film aber ausgespart.
Der Fokus des Films liegt eindeutig auf Naoko und weniger auf Midori. Damit ist auch die ernste, traurige Stimmung die Hauptstimmung des Films. Dem Film eine traurige, melancholische Note zu geben ist angemessen, jedoch wirkt Naoko ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Während sie im Roman für mich wie ein verletzliches, noch unentschlossene Mädchen schien, ist sie im Film eine unheimliche Frau mit pathologischen Zügen. Schon allein ihre ständig flüsternde Stimme lassen sie unheimlich wirken, ihre Gefühlsausbrüche machen es zudem aber auch schwer nachvollziehbar, warum Tôru trotzdem an ihrer Seite bleibt.
Die Verfilmung zu Naokos Lächeln bietet beeindrucke, ästhetisch bis ins Letzte durchkompositionierte Bilder. Wie so oft kann sie aber die Komplexität des Buches nicht vollständig wiedergeben, weshalb die Verfilmung für mich eher eine Ergänzung zum Buch darstellt.
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Pandora Film