Eigentlich macht es wenig Sinn, ein englisches Buch auf Japanisch zu lesen. Viel einfacher wäre es doch, hier auf den Originaltext zurückzugreifen. Allerdings war ich zu der Zeit, als ich mir Hitlers Tochter kaufte gerade in Japan und so erschien es mir am bequemsten, das Buch auch auf Japanisch zu lesen.
Da es ein Kinderbuch ist, ist es einfach und flüssig zu lesen. Und es gibt einen weiteren großen Pluspunkt: Im Buch werden viele historische Dinge erklärt, man versteht das Buch also leichter, wenn man Hintergrundwissen hat. Schwierige Begriffe (also alle die, die geschichtlich Hintergrundwissen benötigen wie SA etc., werden in einem Glossar auf Japanisch erklärt). Vorteil: Man kann nicht nur einfaches Lesen üben, sondern lernt hier auch das Vokabular, um über deutsche Geschichte zu reden. Von Führer über arisch bis zu Kriegsgefangenenlager und Konzentrationslager tauchen alle diese traurigen Begriffe im Buch auf.
French hat die Geschichte so gestaltet: Während Kinder an einem nicht genauer bestimmten Ort in Australien auf den Bus warten, erzählen sie sich Geschichten. Eines Tages erfinden sie die Geschichte von Hitlers Tochter. Zwar hat diese Tochter nie existiert, dass die Geschichte aber doch einen wahren Kern haben könnte, reizt die Kinder. Sie spinnen den Faden weiter: Hitlers Tochter musste immer ein Geheimnis bleiben, da sie nicht den „arischen“ Normen entsprach.
Für Leseanfänger hat das Buch neben der interessanten Geschichte und den vielen Fachvokabeln noch einen weiteren Vorteil: Da die Kinder viel miteinander über die Geschichte sprechen und sie gemeinsam ausgestalten, gibt es viele Dialoge in mündlicherer und weniger schriftlicher Sprache. Wer Formen wie って,ちゃう,ちゃた oder の als Fragepartikel noch nicht kennt oder üben will, kann das mit diesem Buch gut tun.
Und obwohl es also einfach zu lesen ist, bleibt das Buch keineswegs simepl oder oberflächlich, sondern klärt Fragen wie: Ist man als Kind für die Taten seiner Eltern verantwortlich? Was macht das Kind eines so bösen Mannes? Wie kann man als Kind Liebe für einen Vater wie Hitler empfinden? Was wäre, wenn Hitler mein Vater gewesen wäre? Und beantwortet damit Fragen aus Kinderperspektive.