Japanische Literatur im Original zu lesen ist ohne umfangreiche Kanjikenntnisse nahezu unmöglich. Breaking into Japanese Literature ist neben Read Real Japanese eine der wenigen bilingualen Ausgaben, die das erste Lesen mit Kanjilesehilfen und Vokabelangaben erleichtern wollen.
Aufbau
Besonders für Japanischlernende, die mit der Motivation starten, einmal authentische japanische Texte lesen zu können, ist es frustrierend, wenn sie auch nach ein bis zwei Jahren Unterricht immer noch nicht flüssig lesen können, weil ihnen Kanjikenntnisse fehlen. Giles Murray bietet deshalb ein Komplettpaket, das es ermöglichen soll, literarishe Klassiker ohne zusätzliche Hilfsmittel im Original zu lesen. Dazu gehören:
- der japanische Originaltext
- eine englische Übersetzung (je nach Schwierigkeitsgrad wechselt diese von ganz nah am Text bis frei übersetzt)
- Vokabelangaben auf jeder Seite (jeweils nach Seiteninhalt, taucht ein Wort beispielsweise auf unterschiedlichen Seiten auf, gibt es dazu jeweils immer wieder eine neue Angabe)
Textauswahl
Die Textauswahl ist grundsätzlich reizvoll: Das Buch enthält vier Kapitel aus Sôseki Natsumes Ten Nights of Dreams (夢十夜). Von Ryûnosuke Akutagawa sind außerdem die seine drei wohl mit bekanntestens Kurzgeschichten In a Grove, The Nose und Rashômon enthalten. Zugleich sind all dies aber keine Geschichten, die es nicht schon in deutscher oder zumindest englischer Übersetzung gibt. Und zugleich sind die japanischen Originaltexte inzwischen gemeinfrei bei Aozora Bunko verfügbar.
Was Breaking into Japanese Literature also tatsächlich als Mehrwert bietet, ist eine Übersetzung, die versucht, so nahe wie möglich am japanischen Text zu bleiben sowie Vokabel- und Kanjiangaben. Vokabeln, die öfter vorkommen, sind mit einem Totenkopfsymbol gekennzeichnet. Außerdem gibt es bei jeder Vokabel mit Kanji einen Hinweis auf die Nummer des Kanji-Eintrags im Kodansha Kanji Learner`s Dictionary. Ob es didaktisch allerdings sinnvoll ist, sowohl eine komplett fertige Übersetzung als auch alle Vokabeln zu präsentieren, ist fraglich, denn oft entsteht ein Lerneffekt auch dadurch, dass man sich mit einem neuen Wort oder Kanji auseinandersetzt. Murray nimmt diese Motivation, indem er alles schon fertig zusammenstellt.
Wer ist Murrays Zielgruppe?
Der einzige Vorteil von Breaking into Japanese Literature ist also die die englische Textübersetzung nah am japanischen Original. Damit stellt sich allerdings die Frage, an wen sich Murrays Buch tatsächlich richtet. Anfäger werden mit der Übersetzung nur wenig anfangen können, da sie sie wegen fehlender Grammatikkenntnisse nicht nachvollziehen können. Wer dagegen fortgeschrittener ist, braucht eigentlich keine Übersetzung – oder aber die einfachsten Vokabelangaben wie 来る und 死ぬ nicht mehr. Ein deutlich besseres Konzept bietet hier Read Real Japanese Ficiton, das nicht nur grammatikalische Erklärungen beinhaltet, sondern auch Texte liefert, die noch nicht gemeinfrei im Internet zu bekommen sind.