Es wäre doch alles so einfach, wenn die japanische Sprache nicht ihr eigenes Schriftsystem hätte! Warum es sich trotzdem lohnt, dass du gleich zu Beginn auf Hilfsmittel verzichtest und direkt auch die japanische Schrift lernst, erklärt dieser Artikel.
Die allerersten Japanischen Wörter, die du gesehen hast, waren wahrscheinlich mit unserem normalen Alphabet geschrieben. Auch auf japanliteratur.net findest du viele japanische Wörter so ausgeschrieben, um dir das Lesen zu erleichtern. In Japan nennt man diese Umschreibung Rōmaji. Obwohl Rōmaji am Anfang extrem hilfreich sind, solltest du gleich zu Beginn so schnell wie möglich die japanischen Silbenschriften lernen. Dafür gibt es drei gute Gründe:
1. Rōmaji bilden japanische Wörter nicht exakt ab
Rōmaji sind nur eine Umschreibung für japanische Wörter. Dass es verschiedene Systeme gibt, diese Umschreibung vorzunehmen, zeigt schon, dass es keine perfekte Übertragung gibt.
Tofu とうふ |
Tōfu (Hepburn) |
Tôhu (Kunrei-Shiki) |
Zeitung しんぶん |
shimbun (altes Hepburn-System) |
shinbun (neues Hepburn-System) |
fortsetzen / つづく |
tsuzuku (Hepburn) |
tuzuku (Kunrei-Shiki) |
tuduku (Nihon-Shiki) |
Du brauchst nun allerdings nicht befürchten, dass bei japanischen Wörter ein Schreibchaos in Rōmaji entsteht. Am häufigsten findet zum Glück nur ein System, das Hepburn-System, Anwendung. Die obigen Beispiele zeigen allerdings, dass dir mit Rōmaji ein wichtiger Puzzlestein im Sprachverständnis fehlt.
2. Romaji kommen in Japan nicht vor
Natürlich stimmt das nicht ganz, denn man ist in Japan zumindest in den touristischen Bereichen immer stärker bemüht, alles zu internationalisieren. Den Namen der U-Bahn-Haltestelle wirst du also sicher auch in Rōmaji lesen können. Ansonsten kann man sich aber wirklich nicht darauf verlassen. Wenn etwas mit westlichen Buchstaben geschrieben ist, dann ist es meist ein Hinweis auf Englisch.
Auf der anderen Seite gibt es in Japan eine große Gruppe an Einwohnern, die genauso schlecht Kanji – japanische Schriftzeichen – lesen kann wie du: Kinder. Da Kinder die notwendigen Kanji über insgesamt neun Jahre lernen, sind auch sie darauf angewiesen, mit irgendeinem einfacheren System Worte lesen und schreiben zu können. Dafür gibt es in Japan die Silbenschriften Hiragana und Katakana, zusammengefasst auch Kana genannt. Bei Kinderbüchern beispielsweise werden die Kana vorwiegend verwendet und werden Kanji benutzt, so gibt es immer eine kleine Umschreibung in Kana (die sogenannten furigana) dazu.
Mit den japanischen Silbenschriften kommst du also – selbst wenn du die komplizierten Kanji nicht beherrschst – immer gut weiter, da in Japan eben auch der Fall vorgesehen ist, dass man nicht alle Kanji lesen kann.
3. Rōmaji verschieben das Problem nur auf später
Erinnerst du dich noch daran, als du gelernt hast, mit Stäbchen zu essen? Bei mir war es am Anfang sehr mühselig und das Essen längst kalt. Ich habe dann immer lieber doch schnell zu Messer und Gabel gegriffen. Als ich dann aber das erste Mal in Japan war und mir nichts anderes übrig blieb, als mit Stäbchen zu essen, gehörte es für mich nach einigen Mahlzeiten wie selbstverständlich dazu.
Ähnlich ist es auch mit den Rōmaji. Solange wir sie beim Lernen verwenden können, sind wir bequem und neigen dazu, es auch zu tun. Wichtig ist deshalb, möglichst zu Beginn ins kalte Wasser zu springen und einen Kurs zu wählen, der mit Kana arbeitet. Entscheidend im Kurs ist dabei meist, wie das Lehrbuch vorgeht.
Die meisten Lehrbücher nutzen zu Beginn Rōmaji. Am logisch konsequentesten geht für uns allerdings Genki den Weg, diese so schnell wie möglich aus dem Unterrichtsalltag zu verbannen: Nur die ersten zwei Lektionen bieten Rōmaji an. Bei der ansonsten ebenfalls sehr gebräuchlichen Lehrbuchreihe Minna no Nihongo gab es das erste Lehrbuch zwar lange in Rōmaji, aktuell wird dieses aber gar nicht mehr neu aufgelegt, sodass man hier direkt mit Kana einsteigen muss.
Wenn du einen Japanischkurs auswählst, erkundige dich also am besten gleich danach, in welchem Tempo die Kana gelernt werden oder ob diese vielleicht sogar vorausgesetzt werden. In diesem Fall kannst du sogar selbst ins kalte Wasser springen und zu Hause etwa üben.
Denn wenn du es wirklich ernst meinst mit Japanisch und nicht bloß einen Kurs belegen möchtest, um im Urlaub „Konnichi ha“ und „Sayōnara“ zu sagen, dann sind die japanischen Silbenschriften Hiragana und Katakana gleich zu Beginn unumgänglich. Allein mit Rōmaji wirst du nie einen tieferen Sprachzugang zum Japanischen erhalten. Die gute Nachricht ist aber: Wenn du die beiden Silbenschriften so früh wie möglich gut beherrschst, wird es dir das Lernen einfacher machen.