Im Sommer ist es heiß in Kyōtō, sehr heiß. Und selbst im September, wenn es in Deutschland meist schon wieder kühler wird, gibt es in Kyōtō bei um die 30 Grad schonmal bestes Badewetter. Was viele nicht wissen: Nur 30 Minuten von der japanischen Traditionsstadt entfernt kannst du einen entspannten Strandtag verbringen.
Östlich von Kyōtō befindet sich Japans größter inländischer See, der Biwa-See. Schon Max Dauthendey widmete diesem See vor über 100 Jahren ein ganzes Buch. Mir geht es aber an einem heißen Spätsommertag nicht darum, mich mit Literatur zu beschäftigen, sondern einfach die Seele in der Natur baumeln zu lassen.
Dazu muss ich zunächst nur eine Hürde nehmen und den wuseligen Kyōtōer Bahnhof überwinden. Von hier fahren Regionalbahnen im 20-Minuten Takt in Richtung Biwa-See beziehungsweise Ōtsu. Falls du übrigens noch keinen Proviant hast, solltest du die Gelegenheit im Bahnhof nutzen und ein paar Snacks kaufen. Insbesondere in der Nebensaison gibt es nämlich in Ōmimaiko, wo wir nun hinfahren, kaum Geschäfte und Restaurants.
Ja, es ist wirklich schwer zu glauben, wenn man gerade aus Kyōtō kommt, aber an der Bahnstation Ōmimaiko gibt es tatsächlich keinen Conbini, keine modernen Toto-Toiletten und auch sonst eigentlich nichts – willkommen auf dem Land! Belohnt wurde ich bis hierhin schon mit einer traumhaften Bahnstrecke: Der Biwa-See ist, wie so vieles in Japan, vollständig von Bergen umgeben. Die Bahn schlängelt sich zwischen Berg und See am schmalen Ufer dahin, mal weiter weg, mal fast direkt am Wasser. Zwischendrin stehen kleine weiße Häuschen, die wohl als Ferienhäuschen genutzt werden.
Jetzt in der Nebensaison wirkt aber alles ziemlich ruhig und ein wenig verlassen. Im September ist keine Badesaison mehr, hat mir meine japanische Freundin erklärt. Und da man außerhalb der Saison nicht badet, egal wie warm es ist, ist auch der Strand ziemlich leer.
Von der Bahnstation sind es nur wenige Minuten zu Fuß, bis ich den schmalen Kiesstrand erreiche. Das Wasser im Biwa-See ist herrlich klar und so blau, denn der Grund besteht ebenfalls aus kleinen Kieseln. Dafür muss man aber auch Badeschlappen mitnehmen, denn die kleinen Kiesel pieksen an den Füßen. Auch zum Liegen sollte man möglich ein kleines Kissen für den Kopf mitnehmen, da der Untergrund sonst einfach zu hart ist.
Vom kleinen Strand aus gibt es nun zwei Erkundungswege: Nach Süden zum Barbecue-Platz und nach Norden … zum Barbecue-Platz.
Der Barbecue-Platz im Norden ist relativ klein, aber man kann hier alles ausleihen, was man zum Grillen benötigt. Nur das Essen muss man selbst mitbringen. Viel erfreulicher als die Grillgelegenheit ist allerdings, dass es auf diesem Weg noch ein kleines kulturelles Programm gibt: Gleich hinter dem Strand spiele ich per Knopfdruck auf einer Tafel das Lied vom Biwa-See ab! Im Hintergrund steht ein schon etwas in die Jahre gekommenes Hotel. Ich hoffe, die Bewohner sind von dieser Attraktion noch nicht zu sehr genervt.
Südlich vom Strand dagegen gibt es einen Barbecue-Platz, den man wohl schon Barbecue-Park nennen müsste. Hier gibt es einen sehr großen Parkplatz und auch reichlich kleine Holzhütten mit Verkaufsständen. Ob diese während der Saison tatsächlich alle geöffnet sind, ist schwer zu sagen. Jetzt in der Nebensaison ist zumindest ein Restaurant geöffnet, aber es sitzt kein Gast darin und ich schrecke davor zurück, mit der Inhaberin ganz allein im Gastraum zu bleiben. Schön im Vergleich zum nördlichen, kleineren Barbecue-Platz sind hier übrigens die vielen Bäume. Wem der Kies außerdem zu grob ist, für den gibt es am Strand auch Bänke, die gemietet werden können.
Ich muss also noch einmal in der Saison hierhin. Und dann mache ich das ganze Programm mit, inklusive Barbecue Eigentlich aber bin ich ganz froh, dass ich den Strand dieses Mal so gut wie für mich alleine habe. Ōmimaiko ist ein schöner Kontrast zum überfüllten Kyōtō und der See bietet durch seine Größe einGefühl von Weite, das ich in Japan sonst immer vermisse.